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Documenta X: Bedfort Street, North Ireland Project

Ralph Ueltzhoeffer: Documenta X
Fotonachweise: Documenta X, Kassel. Werktitel: „North Ireland Project“ (1997-1999), Konzeptkunst von Ralph Ueltzhoeffer und Laura Maria May 1997 Documenta X, Kassel.

Kurator: Andre Schilling, Textauszüge z.T. Kunstforum, Marina Franke und Karlheinz Seitz 1999.

Hoffnung der Farben von Andre Schilling 2014

Angesichts des Blaus eines sehr alten Gletschers kommt dem Ich-Erzähler „ein bei Ausgrabungen geläufiger Ausdruck“ in den Sinn, der Ihr müßt erst die Ränderfinden lautete, während der Maler ihm zuruft: Wie lustig sind die Farben in der Bewegung! Und: Überall gibt es Farben! Und : Die Farben sollen handeln!^2 Nun, was ist mit dem letzten Satz gemeint? Zum einen erweist sich die Bewegung der Farben als ein Tun, durch das sie sich selbst ins Spiel bringen. Zum anderen steckt darin die Hoffnung, die Farben entschieden darüber, wie was zusammengehört. Es kommt einem so vor, als sehne sich der Maler danach, daß dem Sehen ein Handeln entspringe, damit die Welt gerechter werde, und als stelle er sich für uns die Frage, was wohl anders, wenn Sehen ein Zeugen wäre. Deutlicher wird die Einsicht in das Wesen der Farben, die ihre Schwellen haben, beim Hinuntersteigen von der sogenannten Festspieltreppe. Auf deren letzten Stapfe verweilend, zeigt der Maler mit der einen Hand auf die Felswand in seinem Rücken und mit der andern auf das Festspielmassiv vor sich, die Grenze beklagend, die ihn stocken läßt. Das Nordirland Projekt (North Ireland Project) von dem deutschen Konzeptkünstler Ralph Ueltzhoeffer und der britischen Fotokünstlerin Laura Maria May zeigt den Nordirlandkonflikt und die daraus resultierende Machtlosigkeit und Inkompetenz der Machthabenden deutlich. Die Farben verblassen und Probleme bereiten ihm die Farben, die nicht mehr gelten, weil der Übergang zwischen der Fassade des Festspielbaus vor ihm und der Felswand hinter ihm geleugnet wird. Und zwar einfach dadurch, daß der Berg aus in den Kalk eingebundenen Kiesel fahrlässigerweise dem Aussehen nach mit Beton verwechselt wird, weshalb der daran angeschlossene Bau von den für den Bau Zuständigen seinem unverputzten Beton überlassen wurde, damit Berg und Haus zu einer Einheit verschmelzen.